Im Reich der Abstraktion – Ein Spiegel
- Ly Pham Suter
- 19. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juli
In der Kunstwerkstube Baden fand vom 3. bis 13. Juli 2025 die Gruppenausstellung „Im Reich der Abstraktion“ statt – ein faszinierender Querschnitt durch die vielfältige Welt der abstrakten Kunst. Neun Künstlerinnen und Künstler präsentierten Werke, die unterschiedlicher kaum sein konnten – und doch verband sie ein unsichtbarer Faden: die Einladung an das Publikum, selbst in Resonanz zu gehen. Jedes Bild war wie ein Fenster in eine neue, nicht festgeschriebene Welt. Abstrakte Kunst lebt von Offenheit – sie spricht zu den Gefühlen, regt zur Deutung an und lässt Geschichten entstehen, die sich im Inneren der Betrachtenden entfalten.
Spiegel der Wahrnehmung
Ich selbst durfte mit einer Auswahl von Arbeiten aus meinen Serien „Metamorphose“ und „Panta Rhei“ Teil dieser Ausstellung sein. Mitgebracht hatte ich Werke, die von Veränderung und innerem Fluss erzählen – in der Hoffnung, dass sie Raum und Zeit schaffen, in dem die Besucherinnen und Besucher ihren eigenen Gefühlen begegnen.
Dabei zeigte sich erneut, dass Bilder Menschen auf ganz unterschiedliche Weise ansprechen. Die eine Person fühlt sich augenblicklich berührt, beispielsweise durch das Bild „Euphorie”, eine andere hingegen fühlt sich durch dasselbe Bild herausgefordert oder sogar irritiert. Und genau dort, wo diese Reibung entsteht, beginnt oft die eigentliche Kraft der Kunst. Kunst muss nicht gefallen. Sie will etwas auslösen: Emotionen, Fragen, Spannung – vielleicht auch ein Gespräch, das sonst nicht geführt worden wäre. Kunst darf ein Widerspruch sein. Manchmal ist genau das ihr Wert.
Zwischen Impuls und Interpretation
Was mich besonders berührte, war die Art und Weise, wie unterschiedlich meine Werke gedeutet wurden. Ein älterer Herr – ein ehemaliger Chirurg – betrachtete lange und aufmerksam das Bild „Neue Zeit“, eine abstrahierte Orchidee. Nach einem lebhaften Gespräch über seine beeindruckende medizinische Laufbahn verriet er mir, was er im Bild sah: Knorpel, Gelenkknochen, Fragmente aus dem Inneren des Körpers. Für ihn offenbarte sich mein florales Motiv als Rückblick auf ein Leben im Dienste der Anatomie. Ein poetisches Echo seiner eigenen Biografie.
Ein anderer Besucher wiederum sah in „Innerer Widerstand“ einen Kopf im Schatten – eine ganz andere, tief emotionale Lesart, die sich wunderbar mit dem ursprünglichen Impuls deckte, den ich beim Malen empfand: das Gefühl, wenn Emotionen an die Oberfläche drängen. (→ Blogartikel zum Werk)
Diese Gespräche waren nicht nur witzig und anregend – sie haben mich tief bewegt.
Ein besonderer Dank
Mein herzlicher Dank gilt den Veranstalter:innen der Kunstwerkstube für die einfühlsame Organisation und die inspirierende Atmosphäre. Besonders gefreut hat mich der Medienbericht der Rundschau Süd vom 3. Juli 2025, der die Ausstellung und meine Werke porträtiert hat:

Weitere Eindrücke findet ihr hier:
Ich freue mich auf viele weitere Gespräche – und darauf, weiterhin Räume zu öffnen, in denen Kunst nicht nur betrachtet, sondern erlebt wird.